Ich spreche vom Übertragungsnetz für Strom, das die BNA (Bundesnetzagentur) für sehr, sehr viel Geld ausbauen will, um den Windstrom aus dem Norden in den Süden zu transportieren. Diese Pläne gibt es schon seit Jahrzehnten!
Dazu ein paar Gedanken:
Mit dem heutigen Netz funktioniert die Stromversorgung in Deutschland das ganze Jahr über sehr zuverlässig, obwohl wir heute schon zeitweise mehr grünen Strom – vorwiegend aus Windkraftanlagen im Norden – erzeugen als wir überhaupt verbrauchen können (z.B. an Weihnachten 2023 – siehe Grafik unten).
Wenn das heute alles funktioniert, warum müssen wir dann das Übertragungsnetz trotzdem noch für sehr, sehr viel Geld ausbauen?
Weil wir doch alle die Kohlekraftwerke abschalten wollen!
Die stehen aber doch fast alle im Norden der Republik und nutzen die gleichen Leitungen wie der Windstrom. Das war ja immer das Argument der bayerischen Regierung gegen den Netzausbau: Wir wollen keine Stromleitungen für den dreckigen Kohlestrom aus dem Norden.
Wenn der Süden heute problemlos mit Wind- oder Kohlestrom aus dem Norden versorgt wird, warum müssen wir dann das Übertragungsnetz trotzdem noch für sehr, sehr viel Geld ausbauen?
Weil wir doch für die vielen Wärmepumpen und E-Fahrzeuge viel mehr Strom brauchen!
Die Wärmepumpen werden primär in der kalten Nacht in Betrieb sein, und die E-Fahrzeuge werden auch meistens in der Nacht geladen. Nachts braucht aber die Industrie wenig Strom, und die Last (Verbrauch) ist um 20 GW niedriger als am Tag (siehe Grafik). Und dann gibt es auch noch die dynamische Lastregelung (Abschalten, was gerade nicht unbedingt notwendig ist).
Wenn die heutigen Leitungen auch den künftig höheren Strombedarf abdecken können, warum müssen wir dann das Übertragungsnetz trotzdem noch für sehr, sehr viel Geld ausbauen?
Naja, da gibt es halt noch die hohen Redispatch-Kosten (vier Milliarden Euro 2022)!
Die entstehen eben dann, wenn der viele Wind-Strom nicht mehr durch die Leitungen geht und dann der Strom für den Süden anderweitig und teuer beschafft werden muss.
Wieso braucht der Süden plötzlich so viel Strom, wenn im Norden zu viel Wind weht?
Die Argumentation macht irgendwie keinen Sinn: wenn kein Wind im Norden weht, dann hat der Süden keinen Mehrbedarf an Strom – ???
Der plötzliche Mehrbedarf kommt daher, dass die Stromhändler in Österreich und der Schweiz an der deutschen Strombörse den bei viel Wind extrem billigen Strom kaufen, um damit teureren Strom aus anderen Quellen zu ersetzen. Damit lässt sich sehr viel Geld verdienen! Dieser zusätzliche Strom geht dann nicht mehr durch die Leitungen, und dafür brauchen wir offensichtlich den sehr, sehr teuren Netzausbau.
Das kann doch nicht sein, dass die deutschen Stromkunden die Gewinne der Stromhändler bezahlen. Was können wir dagegen tun?
Dazu gibt es zwei Ansätze:
Entweder verbieten, dass an der Börse Strom gehandelt wird, der nicht zum Käufer transportiert werden kann.
Oder den überschüssigen Strom vor Ort in Wasserstoff umwandeln und diesen dann zu speichern, bis er für die Mobilität oder Wärmeerzeugung gebraucht wird.
Warum diskutieren unsere Politiker diese Zusammenhänge nicht?
Ist doch nicht so schwer zu verstehen – oder?
Quelle: Energy Charts
Kann es sein, dass hier unsere so oft gelobte sozial – freie Marktwirtschaft an ihre Plausibilitätsgrenzen kommt???
Was technisch offensichtlich funktioniert, aber „geschäftlich“ für die Stromhändler Verarmung und Pein bedeuten würde?
Das sehr sehr viele Steuergeld der nächsten Generation scheint verspekuliert zu werden.
Ist das demokratisch legitimiert?
die Händler werden mit Sicherheit nicht verarmen
zur Umverteilung vom Geld der Bürger an große Konzerne gibt es unendlich viele Beispiele
Die Konzerne können sich die besten Lobbyisten, Juristen und Marketingspezialisten leisten. Dagegen haben Bürger und Politiker kaum eine Chance
Mehr dazu auch hier: https://www.linkedin.com/posts/arno-a-evers_wem-geh%C3%B6rt-bzw-geh%C3%B6rte-eigentlich-das-deutsche-activity-7154976411991035905-rsMR?utm_source=share&utm_medium=member_desktop