Milliarden für den Ausbau des Stromnetzes – haben Sie verstanden warum?

102 Milliarden Euro soll der Ausbau des Stromnetzes bis 2030 kosten, so der Branchenverband BDEW. Gleich vorneweg: Das bezahlen wir, die Stromkunden!

Bloomberg geht weltweit von 21 Billionen Dollar für den Netzausbau bis 2050 aus.

Wir alle sollten kritisch hinterfragen, ob das denn nicht anders, kostengünstiger geht!

In den vergangenen Wochen gab es immer wieder Aufrufe des Energieversorgers EnBW den Stromverbrauch zu drosseln, um das Netz nicht zu überlasten. Das hing aufgrund der Wetterlage immer mit einer hohen Stromproduktion aus Windkraftanlagen im Norden zusammen. Aufgrund des noch nicht ausgebauten Übertragungsnetzes von Nord nach Süd mussten dann ganz viele Kohlekraftwerke im Süden hochgefahren werden, begleitet von den besagten Aufrufen zum Strom sparen. So wurde das überall berichtet.

Ich hatte diese weit verbreitete Argumentation nicht verstanden. Meine Überlegung: die meiste Zeit des Jahres funktioniert die Stromversorgung in ganz Deutschland weitestgehend problemlos. Warum ist das bei viel Wind plötzlich nicht mehr der Fall? Man könnte doch einfach die Windkraftanlagen solange abregeln, bis sich die Lage wieder normalisiert hat. Und warum muss man genau dann im Süden fossile Kraftwerke hochfahren? Der Verbrauch ist ja auch nicht auf einmal höher als zu anderen Zeiten.

Im Internet und auf Nachfragen bei Experten konnte ich keine zufriedenstellende Antwort finden. Erst als ich auf diesen exzellenten Bericht eines wirklichen Experten stieß, wurden mir die Hintergründe klar:

Aufgrund der Wetterlage wird viel mehr Windstrom erzeugt als eigentlich gebraucht wird. Die Folge: der Strompreis an der Börse in Leipzig fällt. Das ist natürlich ideal, um den teuren Strom aus Gas- und Kohlekraftwerken durch den billigen Strom aus Wind zu ersetzen. In der Folge werden dann im Süden Deutschlands die fossilen Kraftwerke heruntergefahren.

Gleichzeitig nutzen aber auch viele Strom-Händler ihre Chance und kaufen den billigen Strom aus Norddeutschland ein, um damit die Pumpspeicherkraftwerke in Österreich, Deutschland und Italien zu füllen und auch sonstigen teuren Strom zu ersetzen. Dadurch steigt plötzlich der Strombedarf weit über das normale Maß hinaus an und die Kohlekraftwerke in Süddeutschland müssen schnell wieder hochgefahren werden (das nennen die Fachleute Redispatch).

Nachdem die Stromleitungen aus dem Norden weniger transportieren können, als die Windmühlen erzeugen, und der Bedarf durch den Börsenhandel enorm gestiegen ist, müssen zusätzlich zum Hochfahren der Kohlekraftwerke noch Stromsparmaßnahmen ergriffen werden und teilweise Windkraftanlagen im Norden auch noch abgeschaltet werden. Diese Maßnahmen (Redispatch) kosten uns Stromkunden jährlich etwa 1,4 Milliarden Euro jährlich!

Gleichzeitig machen die Betreiber der Pumpspeicherkraftwerke, die Stromhändler und die ausländischen Energieversorger mit dem billigen aus Deutschland importierten Strom riesige Gewinne. Und bei uns wurde aus grünen Windstrom plötzlich wieder dreckiger Kohlestrom.

Geht das nicht anders?

Doch:

Einerseits dürfte an der Strombörse nur der Strom gehandelt werden, der auch transportiert werden kann.

Anderseits muss man im Norden den Ausbau netzdienlicher Elektrolyseure massiv ausbauen. Dann kann man den Stromüberschuss in Form von Wasserstoff speichern und vor Ort für den Verkehrssektor nutzen oder in das Erdgasnetz einspeisen.

Zum Glück passiert letzteres gerade. Dann bräuchten wir doch gar keinen Netzausbau mehr – oder?

Sofort kommt dann das Argument, dass sich der Strombedarf vor allem für die Batterie-Fahrzeuge und die Wärmepumpen verdoppeln wird und deshalb das Stromnetz ausgebaut werden muss.

Wenn wir uns bei der zukünftigen Energieversorgung stärker auf Wasserstoff und eFuels aus sonnen- und windreichen Regionen und dezentrale, intelligente Energiesysteme konzentrieren würden, dann können wir uns sehr viel Geld für den vielfach überflüssigen Ausbau des Stromnetzes sparen!

 

P.S.

Für die Freunde von Fakten und Grafiken, hier das Beispiel der Stromversorgung in der windreichen Woche vom 30.1. bis zum 5.2.23. Wenn die installierte Kapazität an Windkraft in den nächsten Jahre verdoppelt wird, dann werden die Stromüberschüsse, die man speichern muss, so richtig groß.

und hier die dazugehörigen Import/Export Zahlen

Quelle der Grafiken: energy-charts.de

 

 

 

Newsletter

Bleiben Sie auf dem Laufenden: Jeden Freitag aktuelle Infos auf unserer Blog-Seite.

Wir behandeln Ihre Daten vertraulich. Mehr in unserer Datenschutzerklärung.

1 Kommentar zu „Milliarden für den Ausbau des Stromnetzes – haben Sie verstanden warum?“

  1. Pingback: 900 Millionen Euro für grünen Strom, der nicht genutzt wurde! – h2connect.eco

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kontakt

Sie haben Fragen zum Projekt oder zu Wasserstoff im Allgemeinen? Sie möchten Wasserstoff in Ihrer Region unterstützen oder von Ihren Erfahrungen berichten? Sie möchten zu unserem Projekt beitragen? Melden Sie sich gerne jederzeit bei uns!

Nach oben scrollen