Nicht nur Schwarz oder Weiß

Auf der Suche nach der besten Lösung erwarten wir eine eindeutige Antwort, wie wir die Energiewende erreichen. Sobald eine einfache Lösung in Sicht ist stürzen wir uns gerne mit voller Kraft darauf und hören auf, weiter nachzudenken.

Leider ist der Umbau des Energiesystems aber komplexer als man auf den ersten Blick vermutet. Im Dauerfeuer einer gesteuerten Desinformation der professionellen Verzögerer aus der fossilen Energiewirtschaft wird es auch nicht wirklich einfacher einen klaren Gedanken zu fassen.

Wenn man das Thema Energiewende von Grund auf verstehen möchte, muss man sich etwas mehr Zeit nehmen und mehrere Lösungsansätze durchdenken. Leider kann man nicht einfach den Schalter umlegen und schon ist alles getan. Es sind mehrere Wege notwendig, die gleichzeitig beschritten werden müssen. Mit Abwägungen über einen längeren Zeitraum muss man die Aktivitäten auch immer wieder neu aussteuern, unterstützt durch eine laufende Kontrolle des Fortschritts, ohne dabei die Versorgungungssicherheit aus dem Blick zu verlieren.

Die Ziele sind eindeutig beschrieben: Deutschland wird klimaneutral im Jahr 2045, Bayern in 2040 und Lindau schon 2035. Es gibt mehrere Lösungsansätze, um dorthin zu kommen. Leider helfen rein dogmatische Festlegungen wenig, da eine ganze Reihe von parallelen Aktivitäten nötig ist,  um einen schnellen und effektiven Weg zu beschreiten. Die Fachleute haben deshalb mehrere Szenarien definiert und berechnet, welche einzelnen Maßnahmen welche Wirkung zeigen. Im Wesentlichen zählen dazu

  • den Ausstoss von CO2 in allen Sektoren zügig zu drosseln (siehe dazu auch die Grafik in einem früheren Blog)
  • die Anlagen zur Erzeugung von erneuerbarem Strom sehr schnell auszubauen,
  • eine dezentrale Energiespeicher Infrastruktur einzurichten um den unregelmäßig anfallenden erneuerbaren Strom an den Bedarf der Verbraucher anzupassen und
  • die lokalen Stromnetze für eine dezentrale Versorgung zu befähigen.

Viele Leute rennen gerade kurz vor den kommenden Wahlen wild herum und loben sich und ihre tolle Politik damit, dass schon über 50 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Dies ist natürlich sehr schön. Sie verstehen aber nicht oder erklären es ihren Wählern nicht, dass nicht nur der heutige Stromverbrauch, sondern der gesamte Energiebedarf in Deutschland zukünftig aus grünem Strom kommen muss. Und dafür müssen wir sehr viel mehr Grünen Strom erzeugen als bisher. Hierfür haben unsere Politiker aber leider noch keinen abgestimmten Plan, wie wir das in der vereinbarten Zeit tatsächlich erreichen wollen.

Die führenden Experten haben im Auftrag der Vereinten Nationen die Modelle für die Welt durchgerechnet und die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen im März 2023 veröffentlicht. Auf dieser Grundlage könnte jetzt schon regional gehandelt werden. Es wird klar beschrieben, wie im Zusammenspiel mehrerer Maßnahmen optimale Lösungswege entstehen. Die Umsetzung liegt in den Händen der Länder und dort insbesondere bei den einzelnen Landkreisen und Gemeinden.

Nun ist auch klar, dass wir schon sehr spät dran sind. Beim besten Willen reicht es heute nicht mehr aus, nur einige Sektoren langsam auf „Net Zero Emmissions“ herunterzufahren und zur Schau ein paar wenige Alibibäume zu pflanzen. Wir müssen neben den bekannten Maßnahmen zusätzliche Verfahren entwickeln und einsetzten, die mit minimalem Energieeinsatz im großen Maßstab Kohlenstoff aus der Atmosphäre entfernen können und dauerhaft unschädlich machen. Sonst werden wir es nicht schaffen – das fordert jetzt sogar schon der Weltklimarat.

Deshalb müssen wir unsere Wissenschaftler und Ingenieure unterstützen und ihnen erlauben, dafür neue Technologien zu entwickeln und in Pilotprojekten marktfähig zu machen, selbst wenn dafür zum Zeitpunkt der Entwicklung noch nicht genügend geeignete erneuerbare Energieträger verfügbar sind. Wie bei allen Innovationen müssen die Technologien und die entsprechende Versorgung parallel entwickelt und dann in der Breite ausgerollt werden.

 

Titelbild: Daniil Silantev @ unsplash.com 

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