Die beiden Schlagzeilen einer Tageszeitung in einer Ausgabe gleich nach den Weihnachtsfeiertagen haben mich zum Nachdenken angeregt. Sie scheinen symbolisch für den Widerspruch zu sein, in dem wir leben. Das Interessante an den dazugehörigen Artikeln ist eigentlich das, was nicht drinnen steht:
Zur ersten Schlagzeile: Starke Nachfrage nach Fernreisen. Im Artikel dreht sich die Sorge nur um die höheren Preise und die Verfügbarkeit der gewünschten Destinationen. Und dann will Ryan Air die Zahl der transportierten Passagiere von heute 180 Millionen in den nächsten zehn Jahren auf 300 Millionen erhöhen. Wie passt das zu dem nur zwei Wochen vorher medienwirksam vereinbarten Beschluss aller Staaten dieser Welt die Treibhausgase endlich zu reduzieren? Kein Wort dazu in dem Bericht!
Gleichzeitig hält wieder einmal ein Flutkatastrophe große Teile des Landes in Atem. Wiederum nur zwei Wochen zuvor mußte die Flutkatastrophe im Ahrtal als Begründung für den Nachtragshaushalt im Bundestag herhalten. In dem Bericht zu „Stadt und Land unter“ findet der Leser kein Wort über die Ursachen der ungewöhnlich großen Wassermassen. Warum ist das nicht erwähnenswert?
Es gibt zwar exzellente Berichte zu den Zusammenhängen zwischen CO2-Emission und Klimaveränderungen und deren Folgen. Diese werden aber nur sehr selten in Zusammenhang mit den Berichten zu Extremwetter-Ereignissen oder zum Thema Reisen erwähnt.
Woran kann das liegen?
Niemand will in den Nachrichten sehen, hören oder lesen, dass er oder sie die Flugreisen reduzieren soll oder dass er an den Katastrophen Mitschuld hat. Die Gefahr ist, dass er oder sie diese Medien meidet, was überhaupt nicht im Sinn der Redaktion ist. Ja, und die Werbeeinnahmen von allen am Reisegeschäft Beteiligten will auch niemand riskieren. Soweit meine Gedanken dazu.
So bleibt die Frage für alle Zeitgenossen: sind wir jetzt Opfer der Geschehnisse oder Verursacher – sprich Täter?