Wie sich die Regierung zum Antreiber der „All Electric Society“ machen ließ

Mit der neuen Wasserstoffstrategie setzt die Bundesregierung endlich ein deutliches Zeichen, dass sie das Heil der Energie- und Klimawende nicht mehr allein darin sieht, möglichst alles zu elektrifizieren. Spät, aber immerhin. Bisher galt die Parole: „PV- und Windkraftanlagen werden genügend Ökostrom liefern, um Industrie, Fahrzeuge und Heizungen zu betreiben. Seht her, deshalb unterstützen wir nur diese klimafreundlichen Heilsbringer für Euch !“

Dank erfolgreicher Lobby-Arbeit, passender Studien und eifriger Unterstützung der deutschen Autoindustrie – allen voran VW – hat diese Botschaft zumindest hierzulande ziemlich lange verfangen. Sie war sicherheitshalber begleitet von regelmäßigen Ankündigungen, dass auch Batterien für E-Autos ungeachtet ihrer Gewichtszunahme demnächst die 1.000 km Reichweite knacken würden. So konnte man gegenüber der Bevölkerung mit ziemlich viel Aufwand suggerieren: Alles wird gut, macht Euch keine Sorgen!

Und so hat man begonnen, das Land mit bald 100.000 oftmals landschafts- und umgebungsprägenden Ladestationen zu überziehen und ist stolz darauf, endlich die 1 Million verkaufter E-Autos überschritten zu haben. Nicht zu vergessen: In 7 Jahren sollen es 15 Millionen sein…

Diese politisch gewollte Energiepolitik fand ungeachtet der Energiepolitik in anderen Industrieländern, allen voran China, statt: Dort soll beispielsweise der schon jetzt üppige Bestand von Fahrzeugen, die etwa mit Wasserstoff betrieben werden, auf 1 Million erhöht werden!

Glücklicherweise haben sich Teile der Industrie von so viel politischer Einseitigkeit kaum beeinflußen lassen. Sie kümmern sich schon längst um die lange Zeit verteufelten Energie-Varianten wie beispielsweise E-Fuels und Wasserstoff sowie die zugehörigen Transportmöglichkeiten, zu denen auch die Pipelines gehören, die bisher noch Erdgas transportieren. Letztere konnte auch der viel zu spät geschasste grüne Staatssekretär Patrick Graichen nicht mehr verhindern, der allen Ernstes empfohlen hat, schon mal mit dem Rückbau dieser Gasnetze zu beginnen!

Ein Kommentar von Daniel Wetzel, Redakteur für Wirtschaft und Finanzen bei der WELT, hat die lange verkorkste Energiepolitik der Regierung und ihre „Vorstellung einer vollständig elektrifizierten Gesellschaft“ zu Recht als „All Electric Society“ beschrieben. Und so kann ihm nur zugestimmt werden, wenn sein Schlußsatz lautet:

„Mit der Wasserstoffstrategie hat sich die Regierung von den ideologisierten Nicht-Regierungsorganisationen emanzipiert.“ 

Vielleicht rechnet in einigen Jahren auch in dieser Causa einmal jemand nach, wieviel finanzieller Schaden durch etwas entstanden ist, das – anders im Fall von Andreas Scheuer – nicht um jeden Preis durchgedrückt werden sollte, sondern nur so lange wie möglich verhindert wurde.

 

Bild: Uta Weik

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