Wirkungsgrad Strafzettel

Jetzt habe ich endlich eine ganz grosse Solaranlage auf meinem Hausdach. Prima. Mit meinen günstigen Batterien im Keller versorge ich mich auch nachts mit eigenem Strom.

Im Sommer brennt die Sonne unerbittlich vom Himmel herunter und der Ertrag meiner Panelen steigt immer weiter an. Jetzt beginne ich, zusätzlich eigenen Wasserstoff herzustellen, um meinen Langzeit-Speicher für den Winter aufzufüllen. Damit stelle ich dann den Strom her, um die dunklen Tage zu überbrücken und meine Wärmepumpe weiter zu betreiben, ohne den teuren Netzstrom kaufen zu müssen.

Tatütata, da steht die Wirkungsgrad-Polizei vor meiner Haustüre. „Sie dürfen das nicht!“, ruft sie. „Der Wirkungsgrad ist doch viel zu niedrig“.

Trotz meinen Beteuerungen, dass ich meinen Strom nicht einfach so verpuffen lassen möchte, komme ich jetzt dafür ins Gefängnis. Grünen Wasserstoff darf man nämlich nur für die Industrie herstellen und zwar ausschließlich mit neu hinzugebauten Windturbinen, weil Grüner Wasserstoff doch so selten und wertvoll ist. Selbst damit Strom erzeugen oder noch schlimmer, damit Auto zu fahren ist eine Todsünde. Ach, so!

Und dann fährt die Wirkungsgrad-Polizei wieder weiter zum nächsten Stromerzeuger und hinterlässt dicke schwarze Rauchschwaden in meinem Hof mit ihrem verrosteten alten Dieselauto… Wirkungsgrad? Unbekannt!

Diese kurze Posse ist natürlich fiktiv. Ein Haushalt alleine wird sich keinen Wasserstoff-Speicher leisten. Sie zeigt aber eine Lösung auf, wie wir uns in Zukunft dezentral versorgen werden. Das Quartier oder die ganze Gemeinde kann das heute schon sehr gut machen und sich einen eigenen Wasserstoff Speicher aufstellen, wie wir in vielen bereits ausgeführten Beispielen sehen. Und dazu brauchen wir dann kein gigantisch teures neues Stromnetz aufbauen…

Was nicht fiktiv ist: die kürzlich beschlossenen und dazugehörigen Regelwerke (RED 3). Danach ist grüner Wasserstoff nur dann grün, wenn der grüne Strom zeitgleich und mit zusätzlichen (neuen) PV- oder Windanlagen erzeugt wird. Die Regelung ist grundsätzlich nachvollziehbar. Nur warum gilt das nicht auch für batterie-elektrische Fahrzeuge oder Wärmepumpen oder Wärmenetze, die per Definition grün gefördert werden, egal wann und woher der Strom kommt?

 

Titelbild: Kenny Eliason @ unsplash.com

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