Woher kam am Nikolaustag 2021 unser Strom?

Dramatische Veränderungen bei unserer Energieversorgung stehen bevor. Die Stromversorgung für Deutschland an einem typischen Wintertag, dem 6.Dezember 2021, ist ein anschauliches Beispiel dafür:

Der Strombedarf lag an Nikolaus nachts bei etwa 50 Gigawatt (GW) und stieg tagsüber auf etwa 70 GW an.

Davon wurden 7,7 GW über Atomkraftwerke erzeugt, die zur Hälfte Ende diesen Jahres und der Rest Ende nächsten Jahres abgeschaltet werden.

Etwa 26 GW kommen aus Kohlekraftwerken, die zum Schutz des Klimas und nach den Plänen der neuen Regierung bis in acht Jahren vom Netz gehen sollen. Weitere 13 GW tragen die Gaskraftwerke flexibel dazu bei, damit wir jederzeit ausreichend Strom haben. Damit sind 55 Prozent des Stromes fossiler Natur – an manchen Tagen und Nächten sind das sogar noch mehr. Die CO2-Emissionen sind entsprechend hoch und passen so gar nicht zum Klimaschutzgesetz.

Knapp 19 GW oder etwa ein Viertel des Stromes kam aus Erneuerbaren Energien (Wasserkraft, Biomasse, Sonne und Wind). Doch in den Wintermonaten machen sich Sonne und häufig  auch Wind rar.

Woher soll also künftig der Strom kommen, den uns heute die Atom- und Kohlekraftwerke liefern?

Die Beantwortung der Frage wird umso dringlicher, weil mit der E-Mobilität und dem Umstieg auf Wärmepumpen der Strombedarf in den nächsten Jahre deutlich steigen wird.

Der Ausbau der Erneuerbaren Energien muss sich enorm beschleunigen – darüber sind sich alle einig. Nur: Haben das inzwischen alle verstanden? Gibt es genügend Handwerker für die Umsetzung? Kann China genügend Photovoltaik-Module produzieren, um diesen weltweiten Trend zu bedienen?

Und selbst wenn das alles klappen sollte, verbleiben immer noch die kurzen, oft trüben Tage und die windarmen Hochdruck-Wetterlagen um diese Jahreszeit. An Tagen, an denen keine Sonne scheint und kein Wind weht, helfen auch die neu installierte Photovoltaik-Anlage oder Windmühle nicht mehr weiter.

Viele – vor allem auch Forschungsinstitute – argumentieren gerne mit dem europäischen Verbundnetz. Dumm ist nur, dass in den Nachbarländern meistens das gleiche Wetter herrscht wie bei uns. Um aus den vielleicht sonnigen Mittelmeerländern oder den windigen Küsten Schottlands Strom zu uns zu transportieren, wird es mit den Übertragungskapazitäten schnell eng. Die Grafik unten zeigt beispielhaft, wieviel Strom am Nikolaustag nach und aus Deutschland heraus floss. Die Mengen sind überschaubar, und die häufig zitierte „Rettung“ durch französische Atomkraftwerke gehört in das Reich der Mythen, wie jeder auf der Seite Energy-Charts einfach selbst analysieren kann. Und der von vielen erhoffte Ausbau des Stromnetzes wird eher Jahrzehnte als Jahre dauern, wie wir aus den innerdeutschen Netzausbau-Projekten gelernt haben.

Was also tun?

Mit dem geplanten Ausbau der Wind- und Sonnenenergie werden an vielen Tagen des Jahres die Überschüsse an produzierten Strom immer größer. In den letzten Jahren wurden jeweils schon mehr als sechs Terrawattstunden (TWh) Strom aus Windkraft abgeregelt, weil er weder innerhalb Deutschlands noch zu den Nachbarn transportiert werden konnte.

Den überschüssigen Strom speichert man am besten vor Ort in Form von Wasserstoff, den man dann in Zeiten von zu wenig Strom wieder nutzen kann (Rückverstromung über Gasturbinen). Mit den sechs TWh hätte man auch genügend Wasserstoff produzieren können, um damit beispielsweise 24.000 Stadtbusse das ganze Jahr über anzutreiben. Der Energietransport (aus wind- und sonnenreichen Regionen) über Wasserstoffs funktioniert übrigens  in (bestehenden) Erdgasleitungen sehr viel einfacher als über Hochspannungsleitungen, die erst noch gebaut werden müssten.

Aber auch der Aufbau der Wasserstoff-Wirtschaft kostet Zeit und Geld. Da bleibt wohl nur der Ausbau der Gaskraftwerke übrig, die wir dann auch für Wasserstoff benötigen. Dabei können wir nur hoffen, dass Russland Europa auch weiterhin mit ausreichend und bezahlbarem Erdgas versorgt.

Und was können wir sonst noch tun?

Die größte Energieeinsparung erreichen wir, wenn wir unser Konsumverhalten kritisch hinterfragen. Möglichst viel Strom über eine eigene Photovoltaik-Anlage erzeugen, ist eine weitere Maßnahme, die auf der Prioritätenliste ganz oben steht.

 

Bildquelle:  Energy-Charts

Beitrags-Zeichnung: Uta Weik-Hamann

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