„Wir schaffen die Klimaziele 2030“, so oder so ähnlich lauteten viele Schlagzeilen nach der Veröffentlichung der Deutschen Klimabilanz 2023. Aber im Verkehrssektor passiert fast nichts, und der zuständiger Minister und sein Ministerium müssen sich erklären.
Halt! Da kann etwas nicht stimmen!
Das Verkehrsministerium kümmert sich um die Straßen zu Land, um den Verkehr auf dem Wasser und in der Luft und um die so viel diskutierte Eisenbahn. Auch Ladesäulen und Wasserstoff-Tankstellen stehen auf der Agenda des Ministeriums. Es ist allerdings nicht zuständig für die Energiebereitstellung zum Betrieb der Fahrzeuge, Schiffe, Lokomotiven oder Flugzeuge: Für die Versorgung mit Strom, Erdgas und die flüssigen Kraftstoffe ist der Minister für Wirtschaft und Klimaschutz verantwortlich. So kümmert er sich (hoffentlich) um die Verfügbarkeit von grünem Strom zu jeder Tages- und Nachtzeit oder den Import von grünem Wasserstoff per Pipeline.
Kurz gesagt:
Das, was im Verkehr an CO2 emittiert wird, hängt zum größten Teil davon ab,
ob dieser mit grüner oder mit fossiler Energie versorgt wird.
Die CO2-Einsparungen durch ein Tempolimit oder eine funktionsfähige Bahninfrastruktur und damit attraktive Mobilitätsalternative gehen allerdings auf das Konto des Verkehrsministers.
Jetzt muss nicht jeder Zeitgenosse diese Verantwortlichkeiten kennen. Von Politikern und Journalisten sollte man allerdings schon erwarten, dass sie das richtig zuordnen können. Die meisten können das vermutlich auch, aber um Schlagzeilen und Aufmerksamkeit zu erzeugen sind Fakten eher störend.
P.S. wer sich für die Details der CO2-Bilanz interessiert, der kann diese hier nachlesen und feststellen, dass negative konjunkturielle Entwicklungen beim Verbrauch und in der Industrie einen deutlichen Einfluss auf die Bilanz 2023 hatten. Aber Achtung: Alles was wir an Gütern aus dem Ausland importieren, wie z.B. die Klamotten aus Asien, taucht in unserer nationalen Bilanz nicht auf (das wird dann z.B. China zugerechnet oder gar niemanden, wenn es um den internationalen Transport geht)
Titelbild: Kumulierte sektorale Jahresemissionsgesamtmengen und kumulierte
Zielerreichung/Zielverfehlung der KSG-Sektoren und gesamt (2021-2030); Quelle Umweltbundesamt