Wo bleibt die europäische PV-Industrie?

In einem lesenswerten Gastkommentar im Handelsblatt hat Prof. Eike Weber den (Wieder)Aufbau einer europäischen Photovoltaik-Industrie gefordert, um die extremen Abhängigkeiten von China zu reduzieren.

Er war von Juli 2006 bis Dezember 2016  Leiter des Fraunhofer-Institutes für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg und musste in den ersten Jahren am ISE den Niedergang der damals blühenden Deutschen PV-Industrie schmerzhaft miterleben.

Was war passiert?

Die attraktive Einspeisevergütung für Strom aus Erneuerbaren Energien führte zu einem Boom bei den Herstellern von Solarmodulen. Ein perfektes Beispiel für eine gelungene  Markteinführung durch ein passendes Förderinstrument. Das gute Geschäft blieb natürlich den agilen Chinesen nicht verborgen und mit viel staatlicher Unterstützung investierten sie in große Fabriken. Mit den hohen Stückzahlen und der entscheidenden Produktionstechnologie aus Deutschland konnten sie konkurrenzlos billig Solarmodule anbieten. Das Geschäft brummte.  Die deutsche Industrie hatte den nächsten Schritt in die Serienproduktion verpasst und konnte nicht mehr mithalten.  Unsere Politik verhielt sich passiv. Das hing mit  den deutschen Energieversorgern zusammen, denen die Konkurrenztechnologie ein Dorn im Auge war. Zu dieser Zeit verdienten sie sehr viel Geld mit dem Spitzenstrom aus Gaskraftwerken zur Tagesmitte – also genau in der Zeit, in der besonders viel Sonnenstrom möglich ist. Dank billiger PV-Module und hoher Vergütung für den grünen Strom gewann aber dieser das Rennen, und unsere Energieversorger mussten herber Verluste hinnehmen – ihr Geschäftsmodell war gescheitert.

Und dann?

Die deutsche Politik hat im letzten Jahrzehnt die Vergütung für grünen Strom dramatisch reduziert und viele weitere Hürden für den weiteren Ausbau von Sonnen- und Windenergie aufgebaut, obwohl alle über die Energiewende redeten. Besonders pikant: Um die Klimaschutzziele zu erreichen, sollten ausgerechnet die Gaskraftwerke massiv ausgebaut werden – bis Putin diesem Geschäftsmodell ein jähes Ende setzte!

Heute boomt der weltweite Ausbau der Photovoltaik.

Aktuell werden weltweit jährlich 250 Gigawatt (GW) an Photovoltaik-Kraftwerken dazu gebaut (1 GW entspricht der Leistung eines Kernkraftwerkes). Der Bedarf für eine globale Energieversorgung auf Basis von Erneuerbaren Energien liegt bei 50.000 GW. Die hochautomatisierte Fertigung  könnte auch in Europa ausgebaut und damit eine zukunftssichere Wirtschaft aufgebaut werden. Es gibt keine Kostennachteile und das Know How ist verfügbar. Die extreme Abhängigkeit bei dieser globalen Zukunftstechnologie von einem Land ist erschreckend.

Und was passiert jetzt?

Viel zu wenig – obwohl es mehr denn je um unser aller  Zukunft geht!

Foto: privat

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1 Kommentar zu „Wo bleibt die europäische PV-Industrie?“

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